3. September 2017

Mein Frühling mit Jane Eyre - Teil 2

3. September 2017
Autor: Charlotte Bronte

Titel: Jane Eyre

Verlag: dtv

Preis: 9,90 €

Nachdem ich "Die dreizehnte Geschichte" gelesen hatte, wollte ich wissen was es mit den ganzen Erwähnungen des Buches Jane Eyre genau auf sich hat. So lieh ich mir von meinen Eltern das Buch von Charlotte Bronte, das ich bis dato noch nicht gelesen hatte und auch sonst war mir die Geschichte unbekannt.
Von den Bronte Schwestern hatte ich generell noch nichts gelesen, aber einige Jane Austen Bücher und sehr gerne Theodor Fontane.
Ich wusste, dass es als einer DER Liebesromane seiner Zeit gehandelt wird. Im Endeffekt ist aber das eingetreten, was ich nach der dreizehnten Geschichte schon fast vermutet hatte, mir gefällt Jane Eyre nicht sonderlich.
Den Stil von Charlotte Bronte mag ich, ihre Figuren, die sie entwirft allerdings nicht. Vor allem kann ich es - wie so oft bei von anderen Damen angehimmelten "Traumtypen" - nicht verstehen, warum Jane Eyre sich so an Mr. Rochester klammert, der mir eher als fragwürdiger nicht sehr aufrichtiger Herr erschien. Mein Eindruck von ihm bildete sich wohl vor allem durch die Beziehung zu seiner ersten Ehefrau. Aus heutiger Sicht wissen wir, dass eine psychische Erkrankung fast zu jeder Zeit ausbrechen kann, die Wahrscheinlichkeit mag höher sein mit einer genetischen Vordisposition, aber schon zu Jane Eyres Zeiten gab es andere Möglichkeiten für Angehörige, als die Erkrankte auf dem Dachboden anzuketten und vor aller Welt tot zu schweigen. Das tut man weder mit einem geliebten Menschen, noch ist es nachvollziehbar, wenn man davon ausgehen mag, dass Mr. Rochester seine Frau lieber los werden wollte. Es gab Nervenheilanstalten, die nicht nur wie Bedlem waren, selbst wenn er sich dafür entschieden hätte sich ihrer zu entledigen hätte das moralisch fast keinen Unterschied zu dem gemacht, wofür er sich Schluss endlich entschieden hat.
Neben dieser ganzen Geschichte um wirbt er Jane, die in ihrer Sittsamkeit und ihrer Normalität, charakterlich wie äußerlich, das genaue Gegenteil seiner eigentlichen Frau darstellt. Jane begegnet in Mr. Rochester das erste Mal einem Mann, der um sie wirbt und verfällt ihm praktisch sofort, so kann sie meiner Meinung nach auch nicht rationell Entscheiden, als St. John sie bittet mit nach Asien zu gehen. Wie so oft war mir der eigentliche Konterpart zum umschwärmten Traummann sympathischer.
Schon alleine die Tatsache, dass St. John RIVERS auch noch angeblich von einem alten Adelsgeschlecht abstammen soll macht ihn so spannend. Also nicht das Adelsprädikat, sondern einfach die Familie, an die ich bei dem Namen sofort denken musste und der Philippa Gregory in ihrer letzten Romanreihe ein so wundervolles Denkmal gesetzt hat. Seit diesen Büchern bin ich ein Rivers Fan und da kommt auch kein Mr. Rochester gegen an. Zumal zu bedenken ist, das Jane Eyre eigentlich auch Teil dieser Familie ist, nachdem die Verwandschaft mit St. John entdeckt wird.
Einige muckieren sich über den Riesenzufall, dass Jane Eyre genau vor der Tür ihrer Verwandten zusammen bricht, allerdings wird der Kenner der Familie Rivers davon nicht überrascht sein, da es zu der Zeit auch regnet. Nachdem die Verwandschaft entdeckt wurde, war die Szene für mich total logisch, wenn man bedenkt das den weiblichen Mitgliedern der Familie Rivers seit Jacquetta von Luxemburg mystische Zauberkräfte zu geschrieben werden, die auf die Wassergöttin Melusine zurück gehen sollen. Diese Ideen fand ich an dem ganzen Roman am spannendsten, und nicht, ob Jane am Ende doch noch mit Mr. Rochester glücklich wird.
Für mich brachte der Roman eigentlich nur zum Ausdruck, dass eine Frau ohne Ecken und Kanten die größeren Chancen hat mit ihrem vermeintlichen Traummann glücklich zu werden, als die Frau, die durch Krankheit geschlagen nicht fähig ist ihre gesellschaftliche Verpflichtung als Ehefrau der damaligen Zeit wahr zu nehmen.
In den Büchern von Jane Austen, die ich kenne gibt es solche Frauentypen nicht als "Heldin". Bei Fontane, den ich vor allem wegen seines Stils gerne lese gibt es zwar nicht so smarte Frauen wie bei Jane Austen, aber seine Heldinnen sind nach den erlittenen Schicksalsschlägen in ihren Liebesleben rationaler und für mich dadurch realer.
Man könnte jetzt meinen, dass ich mit zwei eher etwas enttäuschenden Büchern genug von dem Thema Jane Eyre hatte, aber alle guten Dinge sind drei. So lieh mir mein Vater nachdem ich Jane Eyre zurück gebracht hatte ein weiteres Buch moderner Literatur, dass sich auf Jane Eyre bezieht, aber dazu mehr in Teil 3.

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