Relikte

Hier sammel ich alte Rezensionen, die auf Grund des Domainswechsels nicht mehr existiert haben. Zum Glück habe ich einige noch auf meinem PC gespeichert. Viel Spass!

Alexander Merow – Das aureanische Zeitalter I Flavius Princeps
Dies ist der erste Teil der neuen Reihe des deutschen Sci-Fi Autors Alexander Merow. Wir befinden uns im Jahre 15289 n. Chr. Ja ganz recht. Heute drehe ich meinen Blog mal um und schaue nach vorn, statt zurück. Die Welt hatte somit einiges an Zeit sich zu verändern. Raumschiffe, Blasterwaffen, Neurostimulatoren, fern besiedelte Planeten, aber kein Hyperraumantrieb sind für den jungen Flavius Prinzeps ganz alltägliche Dinge. Gerade kommt er von einer wissenschaftlichen Mission aus den Tiefen des Alls zurück und freut sich auf ein Jahr Urlaub, das jeder bekommt, der einen Raumflug mit Kryoschlaf hinter sich hat. Denn um die äußersten besiedelten Planeten der Menschheit zu erreichen wird die Besatzung solange eingefroren. Khan und seine Augmente lassen grüßen.
Die Zeit vertreibt Flavius sich mit wilden Parties auf der Erde und sportlichen Aktivitäten. Doch der Raumflug hat in seiner Seele einen tiefen Knacks verursacht. Hinzu kommt, dass niemand ihm glauben will, dass er auf diesem anderen Planeten sterbliche Überreste von Außerirdischen gesehen hat. Auf andere Wesen ist die Menschheit bislang noch nicht gestoßen. Nach einem Jahr tritt er dann einen öden Verwaltungsjob an und wird aus seiner Letargie gerissen, als er für eine militärische Strafexpedition abkommandiert wird. Eine Kolonie wurde durch aufständische Anaureaner bedroht und so wird der Oberbefehlshaber vom neuen Imperator zu einer Vergeltungsaktion gesandt. Daraus geht aber lediglich ein Massaker an unschuldigen Bewohnern dieses Planeten hervor, die Abwesenheit des Militärs nutzen die Gegner des neuen Imperators aus, um diesen zu ermorden. Achja kurze Anmerkung zu der Gesellschaftsordnung: ein Kastensystem mit  Sklaverei. Ähnlich wie in TOS 3. Staffel, die Stadt in den Wolken.
Nun zu meinem Leseeindruck: Nach „Die große Explosion“ war es erst mein zweiter Sci-Fi Roman überhaupt. Doch schon der Titel ließ mich hoffen. Aureanisch. Ha! Wie Augustus. Flavius Princeps. Ha! Wie Augustus. Und noch viele andere Dinge haben mich stark an die Antike erinnert. Die Legionen (!) kämpfen mit pilum (!) in der Schildkröte(!) und der Imperator (!) schlägt sich mit dem Senat (!) rum. An sich ist es keine schlechte Idee, doch leider hat mir etwas die Begründung gefehlt, warum sich unsere Nachfahren gerade wieder dieser Regierungsform zu wenden sollten. Genauso verschlossen blieb mir, warum ein so extremer Zeitsprung nötig ist. Kein Hyperraum und keine Aliens? Klar kann passieren. Aber ich hoffe einfach, dass sich da in dem nächsten Teil etwas mehr tut.
Eine weitere kleine Ungereimtheit ist mir aufgefallen und zwar leben auf der Erde knapp 20 Milliarden Menschen, allerdings besteht das Heer nur aus 100.000 Soldaten. Ein Größenverhältnis, das jeden Angriff von Aliens sofort zum Erfolg führen lassen müsste. Es müssen aber auch nicht gleich Klone oder Kollektive sein.
Ob ich mir für mich selbst den zweiten Band holen würde ist schwer zu entscheiden. Zum einen ist es einfach nicht so sehr mein Genre, zum anderen ist gerade die Person, die mir in dem Buch am sympathischsten war bereits tot. Zu guter letzt kommt noch hinzu, dass mir die Geschichten von Alexander Merow immer sehr düster daher kommen. Also nicht Vampirdüster sondern eher misanthropisch. Es gibt so wenige einfach nur gute Menschen in seinen Romanen. Nun gut, das mag vielleicht in Teilen auch der Realität entsprechen, aber meinen Geschmack trifft es einfach nicht ganz.

Empfehlen würde ich dieses Buch denjenigen, die gerne auch mal abseits der bereits bekannten Universen fischen. Es ist zwar kein Ei des Kolumbus auf diesem Gebiet, aber es wirft einmal ein anderes Licht auf unsere mögliche Zukunft, in der eben nicht alles besser sein muss.
Vielen Dank an den Autor Alexander Merow für das Rezensionsexemplar!


Morde, Feiern und Weltpolitik


Passend zur Jahreszeit erschien ein neu ins Deutsche übersetzter Krimi aus dem antiken Rom. Die Stadt befindet sich gerade im Ausnahmezustand. Nur noch wenige Tage und die Saturnalien beginnen. An diesem Tag steht sie Welt Kopf, Herren bewirten ihre Diener und kleine Jungen werden zu Königen für einen Tag. Zudem kommt dann auch noch die ganze Familie zusammen und natürlich dürfen Geschenke auch nicht fehlen.
Und zu genau dieser brisanten Phase des Jahres für einen jungen Familienvater bekommt Marcus Didius Falco einen Auftrag, bei dem es um die Sicherheit des Reiches geht. Eine germanische Seherin, die er noch aus früheren Tagen kennt, wurde als Gefangene nach Rom gebracht, um dort während des Siegeszuges eines Feldherrn getötet zu werden. Man erinnere sich an Kleopatra. Und genauso wenig ist diese Seherin von dieser Idee begeistert, aber statt sich umzubringen nutzt sie den Moment der Verwirrung in ihrem Gefängnis um die Flucht zu ergreifen. Ihr Gefängnis war aber die Villa eines Reichen Senators und der Moment der Verwirrung in diesem Haus war gekommen, als der Bruder der Senatorengattin mit abgeschlagenem Kopf im Atrium liegt. Der erste Verdacht fällt natürlich auf die Germanin Veleda. Doch Falco fallen auch schnell die vielen zweifelhaften Ärtze der Familie auf. Jedoch besteht diesmal sein Auftrag zunächst einmal darin Veleda zu finden und damit die Gefahr aus Roms Toren zu entfernen. Wird er das bis zum Ende der Feiertage schaffen?
Vielen Dank an den Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar!


Zoe Fishman – Sonnengruß für Regentage

Zu Collegezeiten waren die vier jungen Frauen eher Bekannte als enge Freundinnen, doch dann treffen sie sich auf einem Ehemaligentreffen wieder. Man ist sich auch noch nach Jahren sympathisch und eine von ihnen, Charlie, hat ihren Job an der Wall Street aufgegeben, um ein Yoga Studio in Brooklyn zu eröffnen. Sie lädt die anderen zu einem exklusiven Einsteigerkurs am Samstagmorgen ein. Keine von den anderen hatte davor große Yoga Erfahrungen. Am nächsten Samstag treffen sich also Naomi, eine alleinerziehende Mutter eines achtjährigen Sohnes, die ihre Fotographen Karriere an den Nagel gehängt hat, Sabine, eine Lektorin von schnulzigen Liebesromanen, die seit Jahren gegen ihre Schreibblokade kämpft und Bess, die für ein Boulevardblatt arbeitet und insgeheim hofft hier Material für einen Artikel über geplatzte Träume der anderen Frauen zu finden, zu ihrer ersten Yogastunde.
Doch während der nächsten sechs Wochen ändert sich das Leben der vier sehr und das nicht zu letzt durch Yoga und der Philosophie, die dahinter steckt. Es gibt Liebschaften, Umzüge, Krankheiten, auftauchende Exfreunde und ganz viel Happy End.
Wenn man den Klappentext liest und die Schlagwörter wie: 4 Frauen und New York liest, ahnt man schon fast, wo das hinführen wird. Doch man sollte es wagen und seine Vorurteile hinter sich lassen. Zum Glück stellt das Buch erst gar nicht den Anspruch in die Fußstapfen von Sex and the City und Konsorten zu treten. Mich erinnert es eher an Schwerelos von Ildiko von Kürthy. Der Roman fängt auch mit einem Klassentreffen an und am Ende hat sich das Leben für alle Beteiligten sehr verändert. Ebenfalls ist es vielmehr ein Selbstfindungsroman, der die Probleme der modernen Anfang 30-jährigen zu beschreiben versucht. Hin und her gerissen zwischen der Sehnsucht nach der großen universellen Liebe, der glorreichen Karriere und den Erwartungen der Menschen, die einen umgeben.
Insgesamt hat mir das Buch gefallen, wenn es zwar auch nicht wirklich ein absolutes Novum in seiner Sparte ist, jedoch fand ich es innovativer diesen inneren Konflikt, den die Protagonistinnen austragen, mit der Yoga Lehre zu verbinden. Genauso non chalant wird während der Samstagmorgenstunden auch Sokrates oder Marcel Proust zitiert. Es ist doch sehr beruhigend zu erfahren, dass sich doch nicht alle Gedanken immer nur um die neuste Schuhmode oder den ausdauerndsten Liebhaber drehen müssen.

Ab und an lese ich sehr gerne auch mal etwas, naja sagen wir mal „ruhigere“ Literatur und der Debutroman von Zoe Fishman ist genau richtig für den Sommer. Sei es bei einem Regentag auf der Couch oder auf einem Handtuch am Strand. Diese Ambivalenz des Buches beschreibt auch schon der Titel. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der gerne ähnliche Bücher bereits sein eigen nennt, der aber vielleicht auch mal jetzt tiefer fundierte Lektüre dazwischen stehen haben möchte.
Vielen Dank an den List Verlag und Vorablesen für das Rezensionsexemplar!
 
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