30. Mai 2018

Politthriller sind so alt, wie die Zeit selbst

30. Mai 2018 0
Autor: Judith Mathes

Titel: Tage des Seth

Verlag: Philipp von Zabern (2010)

Preis: 7,99 € als Ebook / sonst nur antiquarisch

Lange Zeit stand dieses Buch bei mir ungelesen im Regal. Irgendwie kamen immer andere Bücher zuerst dran, wenn ich mir einen neuen Schmöker aus meinem Regal aussuchte. Da ich so viele Bücher von Christian Jacq gelesen habe, muss sich zwangsläufig jeder andere Ägypten-Roman damit messen.
Bisweilen erscheinen mir Jacqs Werke immer etwas mysthisch überladen. Ganz anders zum Glück der Roman von Judith Mathes.
Das Buch spielt während der Herrschaft von Ramses III. Der Pharao ist alt und krank, der Hof rechnet mit seinem baldigen Ableben. Für einige Höflinge und Familienmitglieder von Ramses geht das aber nicht schnell genug und sie wollen die Sache beschleunigen und ihren eigenen Favoriten auf den Thron bringen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Angehörige im Frauenhaus des Pharao Achtaj und der Heilkundige Cheru-ef. Beide versuchen zunächst getrennt hinter die Verschwörung zu kommen und müssen dann schließlich ihre Kräfte bündeln, um sich den Usupatoren in den Weg zu stellen und den Pharao zu retten.
Dieser Teil der Geschichte ist sehr spannend geschrieben und die Autorin schafft es durch ihre Sachkunde die Welt des alten Ägypten vor den Augen des Lesers wieder auferstehen zu lassen. Auch wenn man vielleicht den Ausgang der Palastverschwörung schon vor dem Lesen dieses Buches kennt ist man trotzdem gefesselt, wie es den Protagonisten ergehen mag.
Den anderen Teil der Geschichte, in dem es um die Liebesbeziehung zwischen Achtaj und Cheru-ef geht, fand ich persönlich etwas gekünstelt. Für mich hatte es diesen Beigeschmack von "eine Liebesbeziehung, die in einer Ausnahmesituation entsteht, überlebt den Alltag nicht". Kennt man ja aus Hollywood. Eine spannendere Wendung hätte die Geschichte genommen, wenn sich die Beiden zwar zueinander hingezogen gefühlt hätten, freundschaftlich oder ein unsichtbares Band zwischen den beiden gespührt hätten und sich am Ende rausgestellt hätte, dass sie verwandt sind. Da das Thema Geschwister im alten Ägypten einen so große Bedeutung hatte, hätte ich das eleganter gefunden. Aber das ist wirklich jammern auf hohen Niveau.
Wer einen gut geschrieben und historisch korrekten Roman mit ordentlich Spannung sucht, wird hier nicht enttäuscht werden!
 
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