26. Dezember 2013

Was ihr wollt

26. Dezember 2013 0
Titel: Vom anderen Ende der Welt

Autor: Liv Winterberg

Verlag: dtv premium

Preis: 14,90 €

Die junge Mary Linley musste gerade den Tod ihres Vaters, eines bekannten Arztes und Botanikers, verkraften, als ihre Tante, bei der sie nun lebt, beschließt sie als bald zu verheiraten. Doch Mary hat andere Träume. Ihr Vater hat ihr auf seinen Exkursionen alles beigebracht, was er wusste und so will nun auch sie auf Reisen die Welt entdecken. Doch als Frau im England des 18. Jahrhunderts ist das unmöglich, so reift in ihr der Plan sich als junger Mann zu verkleiden und so in die Dienste des Botanikers Carl Belham zu treten, der bald mit einem Forschungsschiff zu einer Weltumsegelung aufbricht. Mary kann als Marc Middelton unbemerkt an Bord gelangen und bleibt sehr lange unentdeckt. Dabei lernt sie nicht nur andere Länder kennen, sondern sie muss sich auch an die anderen Sitten an Bord eines Schiffes gewöhnen, ohne dabei entlarvt zu werden. Hinzu kommt, dass sie sich immer mehr zu Carl hingezogen fühlt.
Als das Schiff  Tahiti erreicht sind es die Inselbewohner, die ihre Verkleidung sofort durchschauen und somit fliegt ihre Tarnung auf. Die übliche Strafe dafür ist die Peitsche, aber wird Mary ihren Traum vollenden können?

Das Buch beruht auf der wahren Geschichte der französischen Botanikerin Jeanne Baret, die zur selben Zeit, wie Mary, an Bord eines Segelschiffes geht, um an einer Expedition teil zu nehmen. Im Nachwort erwähnt die Autorin, dass Jeanne Baret kaum bekannt ist und ihre außergewöhnliche Lebensgeschichte fast in Vergessenheit geraten ist. Dem muss ich leider zustimmen, denn vor dem Buch hatte ich noch nichts von dieser Dame gehört. Spontan hat mich die Geschichte zunächst an Shakespeares Stücke "Was ihr wollt" erinnert. Ähnlich wie Viola verkleidet sich Mary als Mann, um zu überleben und trifft in ihrer Maskerade auf ihre große Liebe und kann sich nicht als Frau zu erkennen geben. Vielleicht hat das Stück damals auch Jeanne Baret zu ihrer mutigen Tat inspiriert?

Neben dieser spannenden Geschichte hat mich vor allem die Thematik eines Forschungsromans aus der Sicht einer weiblichen Protagonistin gelockt. Ich lese sehr gerne alte Reiseberichte oder Romane und Biographien über Entdecker, aber zu 99% sind diese männlich. Leider hat mich nun das Buch in diesem Punkt etwas enttäuscht. Es legt weniger Gewicht auf die Reise und die Entdeckungen, wie Landschaften, Flora und Fauna, als mehr auf die menschlichen Probleme zwischen Mary und der anderen Besatzung der Sailing Queen. Der Hauptteil des Buches spielt sich an Bord des Schiffes ab und beschreibt die verschiedenen Stationen der Reise, in denen es Mary mal mehr mal weniger schwer fällt unentdeckt zu bleiben.
Trotzdem geht die Geschichte spannend und eingänglich dahin, so dass keine Langeweile entsteht.Auch wenn ich mir einen weniger emotionalen Zugang zu dieser erstaunlichen Biographie von Jeanne Baret gewünscht hätte, so war es doch ein wirklich großes Lesevergnügen.
 
Zeitensand. Design by Pocket